Was bedeutet eigentlich „Cliner Wind“?
Den Begriff „Cliner Wind“ gibt es schon sehr lange und wurde auch in dem bekannten Roman „Windiger Siel“ der Carolinensieler Schriftstellerin Marie Ulfers gleich zu Beginn ihres Buches sehr schön beschrieben:
Und weiln an diese Siele allerhand Leute häufig ankommen, so unterschiedlicher Natur und Sitten sind, sonderlich die Schiffsleute, die insgemein, wenn sie der Seegefahr entgangen sind, freier leben, wie andere Leute, so geschieht das dahero, daß die Einwohner dieser Sielen mit den Freien zu Zeiten freier leben und also mehr Gelegenheit haben zu sündigen wie ihre Benachbarten“, berichtet schon der Chronist Balthasar Arends.
Auf dem Siel nun, den man den „windigen“ nennt – teils, weil der Wind hier sein Wesen besonders stark treibt, teils aber auch, weil es heißt, daß nichts als Wind hinter der Großspurigkeit und Lebensfreude seiner Bewohner stecke – haben diese ein stattliches Haus nach dem andern gebaut, und die große hochgetreppte Apotheke gereicht dem Ort noch zur besonderen Zierde.
Ein weiterer Chronist schrieb:
Während der Marschbauer auf seinen Besitz, auf Sparsamkeit, stete Arbeit und guten Ruf achtet, herrscht im Sielhafenort eine eigentümliche Mischung von Tatkraft und Wagemut, Großzügigkeit und Lebensfreude.
Es ist also der „Cliner Wind“, der diesen Ort und seine Einwohner auf spezielle Weise anders macht. Ein Begriff für eine besondere Lebenseinstellung, den die Carolinensieler nie als Abwertung, sondern vielmehr als Gütezeichen empfunden haben.